Mit wir­kungs­vol­len Zie­len den digi­ta­len Wan­del vorantreiben

15. August 2018

Wie heißt es doch so häu­fig: Der Weg ist das Ziel. Die­ser Satz gilt beson­ders für den digi­ta­len Wan­del. Die Schwie­rig­keit besteht darin, dabei die Ziele nicht aus den Augen zu ver­lie­ren. Wie sich dies ver­mei­den lässt, ver­rät der Autor und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­experte Prof. Die­ter Georg Adl­maier-Herbst in sei­nem Gastbeitrag.

Wir alle haben Ziele – per­sön­li­che und beruf­li­che: „Am Ende des Tages sind alle wich­ti­gen Mails erle­digt“, „Bis Ende der Woche habe ich mein Kon­zept für den nächs­ten News­let­ter abge­ge­ben“, „Ende des Monats sind alle Papier­rech­nun­gen digi­ta­li­siert“. Ziele sol­len uns in eine gewünschte Rich­tung bewe­gen. Doch nicht immer fol­gen auf Ziele auch Hand­lun­gen, wie die vie­len geschei­ter­ten Neu­jahrs­vor­sätze zei­gen. Woran liegt das? Die psy­cho­lo­gi­sche For­schung sagt, dass es zum einen eine große Rolle spielt, wie wir Ziele for­mu­lie­ren, und zum ande­ren wich­tig ist, dass die Ziel­for­mu­lie­rung zur Per­sön­lich­keit passt.

Tipp 1: For­mu­lie­ren Sie Ihre Vor­sätze stets positiv

Schon wie wir unsere Ziele for­mu­lie­ren, beein­flusst stark, ob wir sie errei­chen und dau­er­haft umset­zen: Viele Men­schen for­mu­lie­ren Ziele, die darin bestehen, dass sie künf­tig etwas ver­mei­den möch­ten: „Ich darf keine Süßig­kei­ten mehr essen“, oder  „Ich muss mit dem Rau­chen auf­hö­ren“. Im Job sind Bei­spiele: „Ich darf nicht mehr so lange Zeit in Sit­zun­gen ver­brin­gen“, oder „Ich darf nicht mehr alle Pro­jekte anneh­men“. Sol­che Ziele füh­ren uns stän­dig einen nega­ti­ven Zustand vor Augen. Wis­sen­schaft­li­che Stu­dien zei­gen, dass dies zu Anspan­nung führt, gerin­ge­rem Selbst­wert­ge­fühl und Ver­sa­gens­angst. For­mu­lie­ren wir hin­ge­gen unsere Ziele posi­tiv, füh­len wir uns selbst­be­stimm­ter, kom­pe­ten­ter und sehen Ziel­fort­schritte. Ergeb­nis: Wir sind dau­er­haft moti­vier­ter für unser Ziel.

Seit den Stu­dien der bei­den Manage­ment-Exper­ten Edwin Locke und Gary Lat­ham ist wis­sen­schaft­lich nach­ge­wie­sen, dass Mit­ar­bei­tende bes­ser arbei­ten, wenn sie eine prä­zise Vor­gabe haben, an die sie sich hal­ten kön­nen und die ihrem Han­deln einen fes­ten Rah­men gibt. Ziele soll­ten daher SMART for­mu­liert sein, also spe­zi­fisch (spe­ci­fic), mess­bar (mea­sura­ble), erreich­bar (attainable), rea­lis­tisch (rea­li­stic) und auf einen fest­ge­leg­ten Zeit­raum bezo­gen (time-pha­sed). Bei­spiele: „Ich nehme 3 Pro­jekte zur Digi­ta­li­sie­rung von Doku­men­ten pro Monat an“ oder „Ich werde pro Woche 5 Neu­kun­den akquirieren“.

Tipp 2: Legen Sie Ihr Ergeb­nis fest und das erfor­der­li­che Verhalten

Ein Ergeb­nis­ziel legt dann das Resul­tat Ihrer Hand­lung fest. Bei­spiele: „Am Ende mei­nes Arbeits­ta­ges befin­den sich keine Mails mehr in mei­nem Post­ein­gang“, „Ende der Woche habe ich alle Papier­rech­nun­gen digi­ta­li­siert“, oder „Jede Woche akqui­riere ich 50 Neu­kun­den“. Um diese Ergeb­nis­ziele zu errei­chen, brau­chen Sie Ver­hal­tens­ziele. Diese legen fest, durch wel­ches Ver­hal­ten Sie Ihre Ziele errei­chen. Ver­hal­tens­ziele die­nen dazu, die Ergeb­nis­ziele kon­kret umzu­set­zen. Das Ergeb­nis­ziel, am Ende des Arbeits­ta­ges keine E‑Mails mehr im Post­ein­gang zu haben, kön­nen Sie unter ande­rem durch fol­gen­des Ver­hal­ten errei­chen: Wich­tigste Mails sofort bear­bei­ten, unwich­tige Mails igno­rie­ren oder dele­gie­ren, nicht dring­li­che Mails am nächs­ten Tag beant­wor­ten. Bei mir funk­tio­niert das. Ver­hal­tens­ziele haben einen ent­schei­den­den Vor­teil: Sie sor­gen für eine genaue Aus­füh­rung, ähn­lich der Anlei­tung zum Auf­bau des IKEA-Regals: „Schraube 1 in Loch 2“, damit als Ergeb­nis das Regal steht.

Aller­dings gibt es einen Haken: SMART-Ziele wir­ken nur dann so stark, wenn die Per­son für das Ziel moti­viert ist. Ist die Per­son unsi­cher und besorgt, das Ziel errei­chen zu kön­nen, fehlt die Kraft für die Umset­zung in die Tat. Fehlt Moti­va­tion, kön­nen SMART-Ziele auch stö­rend oder beläs­ti­gend wir­ken, wie das Stöh­nen und Seuf­zen zeigt, wenn Mit­ar­bei­ter und Füh­rungs­kräfte auf Ziel­ver­ein­ba­rungs­ge­sprä­che ange­spro­chen wer­den. Woran liegt es, dass Moti­va­tion die Vor­aus­set­zung für die Wir­kung der SMART-Ziele ist, aber oft nicht vor­han­den ist?

Der Grund ist, dass bis­her kein Ver­fah­ren bekannt ist, mit dem Moti­va­tion zuver­läs­sig und sys­te­ma­tisch ent­steht. Bonus­sys­teme sind zwar ein Anreiz, funk­tio­nie­ren aber extrin­sisch, also nur so lange, wie die Boni als leckere Wurst vor den Nasen der Mit­ar­bei­ten­den bau­meln. Jedoch hat extrin­si­sche Moti­va­tion nichts mit Ein­satz aus inne­rer Über­zeu­gung zu tun. Wie lässt sich Moti­va­tion frei­set­zen? Hier­für haben For­scher an der Uni­ver­si­tät Zürich soge­nannte Hal­tungs­ziele entwickelt.

Tipp 3: For­mu­lie­ren Sie eine moti­vie­rende Haltung

Hal­tungs­ziele beant­wor­ten die Frage, warum wir ein Ergeb­nis errei­chen und uns ziel­ge­recht ver­hal­ten wol­len. Aus der Poli­tik ken­nen wir die Kraft von Sät­zen wie „Yes, we can“ oder „Wir schaf­fen das“. Wie Sie sehen kön­nen, sind Hal­tungs­ziele all­ge­mei­ner for­mu­liert als SMART-Ziele, weil sie grund­sätz­li­che Hal­tun­gen bzw. Ein­stel­lun­gen ausdrücken.

Für die Digi­ta­li­sie­rung sind als Hal­tun­gen beson­ders wich­tig die kon­se­quente Kun­den­ori­en­tie­rung, die Offen­heit für Neues sowie die Agi­li­tät. Ein Hal­tungs­ziel wäre dem­nach: „Wenn mein Kunde zufrie­den ist, bin auch ich glück­lich.“ Stu­dien zei­gen, dass wir stän­dig nach Mög­lich­kei­ten suchen, sol­che für uns moti­vie­ren­den Hal­tun­gen umzu­set­zen. Wir kön­nen also je nach Situa­tion fle­xi­bel reagieren.

Ein wei­te­res Bei­spiel: Die Hal­tung der Offen­heit für Neues könnte im Hal­tungs­ziel mün­den: „Alles ist mög­lich.” Wich­tig ist, dass die Hal­tung zu Ihrer Per­sön­lich­keit passt und sie für Sie als sehr wün­schens­wert gilt. Um eine sol­che Hal­tung zu ent­wi­ckeln, kön­nen Sie als Unter­stüt­zung des Zür­cher Res­sour­cen­mo­dell nut­zen, das an der Uni­ver­si­tät Zürich ent­wi­ckelt wurde.

Mit fes­ten Zie­len zum digi­ta­len Wandel

Jetzt sind Sie dran: Bitte for­mu­lie­ren Sie Ihre Ziele. Die Ziele kön­nen Sie für sich selbst for­mu­lie­ren, für die Zusam­men­ar­beit mit ande­ren, für Ihr Team, ein Pro­jekt oder für das gesamte Unter­neh­men. Hier einige Beispiele:

  • Ergeb­nis­ziel (SMART):  „Am Ende des Arbeits­ta­ges ist mein Post­ein­gang leer“.
  • Ver­hal­tens­ziel (SMART): „wich­tige Mails bear­bei­ten“, „unwich­tige Mails igno­rie­ren oder dele­gie­ren“, „nicht-dring­li­che Mails am nächs­ten Tag beant­wor­ten“ etc.
  • Hal­tungs­ziel (all­ge­mei­ner): „Glück­lich und ent­spannt gehe ich in mei­nen wohl­ver­dien­ten Fei­er­abend“, „Nach erle­dig­ter Arbeit kann ich mei­nen Fei­er­abend genießen“.

Und den­ken Sie daran: Ziele immer posi­tiv for­mu­lie­ren, damit sie moti­vie­ren­der sind.

Der Autor: Prof. Die­ter Georg Adlmaier-Herbst

Die­ter Georg Adl­maier-Herbst ist ein deut­scher Mar­ken- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­experte. Er unter­rich­tet an meh­re­ren Hoch­schu­len im In- und Aus­land und ist Autor meh­re­rer Bücher zu den The­men Kom­mu­ni­ka­tion und Digi­tale Transformation.

Wei­tere Informationen

Wie Ihnen neben kon­kre­ten Zie­len Doku­men­ten­ma­nage­ment-Lösun­gen hel­fen, den digi­ta­len Wan­del vor­an­zu­trei­ben, erfah­ren Sie in unse­rem Leit­fa­den fürs Digi­tal Office. Die­sen kön­nen Sie kos­ten­frei her­un­ter­la­den.